Warum wir gegen die Todesstrafe sind
Ein Beitrag von: Isabelle Klos /// Lesedauer: 4 min
Im Februar 2021 schaffte der US-Bundesstaat Virginia als 23. Staat der USA die Todesstrafe ab. Daraufhin fragten wir euch, wie ihr zur Todesstrafe steht. Die meisten (nicht alle!) Antworten, die wir bekamen, waren gegen die Todesstrafe. Da uns aber bewusst ist, dass es immer noch Befürworter gibt, wollen wir in diesen Beitrag mit euch teilen, warum wir uns ganz klar gegen die Todesstrafe positionieren.
Zunächst einmal ist es nicht die Aufgabe eines Menschen, über den Tod und das Leben eines anderen zu entscheiden. Man könnte an dieser Stelle damit argumentieren, dass Verbrecher:innen genau dies tun, aber wenn diese nun durch den Staat getötet werden, dann ist der Staat selbst nicht besser als die Täter:innen selbst. Außerdem besteht eine enorme Gefahr, dass die Todesstrafe durch die Machthabenden oder den Staat missbraucht wird. Beispielsweise werden BIPoC unverhältnismäßig oft zum Tode verurteilt. Der erste Artikel unseres Grundgesetzes besagt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Somit kann kein Mensch sein Recht auf Leben verwirken, egal, welche noch so abscheuliche Tat er begeht. Es gibt alternative Strafmethoden, bis hin zur lebenslangen Freiheitsstrafe, die stattdessen angewendet werden sollten. Lebenslang bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der:die Täter:in frühestens nach 15 Jahren Strafvollzug einen Antrag auf Bewährung stellen kann. Diesem wird aber nicht so einfach stattgegeben. Wird die besondere Schwere der Schuld festgestellt, dann kommt der*die Täter:in nur in ganz seltenen Ausnahmefällen irgendwann wieder aus der Haft.

Als Gegenargument wird zumeist genannt, dass die Todesstrafe ja nur bei Mörder:innen eingesetzt wird, sozusagen als „gerechter Ausgleich“ für die Angehörigen des Opfers. Doch durch den Tod der:des Täter:in wird das Opfer auch nicht mehr lebendig. Außerdem argumentieren Familien von Opfern immer wieder, dass diese selbst, solche eine Strafe nicht gewollt hätten. Und dadurch, dass der Staat sich in eine solche Angelegenheit einmischt, wird der Wunsch der:des Toten nicht respektiert. Die Todesstrafe bewahrt die Täter:innen vor einer langen Haftstrafe und auch davor, sich mit ihren Taten auseinandersetzten zu müssen. Dieser Prozess ist häufig schmerzhafter als ein schneller Tod. Bleibt der:die Täter:in am Leben, so können die Familien der Opfer diese:n befragen und dadurch Antworten erhalten. Außerdem können die Täter:innen wissenschaftlich befragt werden und dadurch ihre Motive ergründet werden ebenso, wie herausgefunden werden kann, wieso Menschen zu Mörder:innen werden. Diese Erkenntnisse können andere Menschen schützten.
Die Justiz macht auch Fehler und allein, dass Fehlurteile passieren können und die Tatsache, dass immer wieder unschuldige Menschen hingerichtet werden, ist eigentlich schon Grund genug sich gegen die Todesstrafe zu positionieren. Zudem werden die Vollstreckenden meist in einen schweren ethischen Konflikt gebracht und Ärzt:innen, die diese Strafen überwachen, müssen gegen den hippokratischen Eid verstoßen. Häufig wird auch argumentiert, dass die Todesstrafe abschreckend wirke. Dabei konnte bisher keine wissenschaftliche Studie belegen, dass diese Art der Strafe eine solche Wirkung hat. Das Gegenteil ist der Fall: In US-Staaten, die noch an der Todesstrafe festhalten, ist die Mordrate höher als in Staaten, die diese schon abgeschafft haben.
Zuletzt noch eins: Ursachen für kriminelles Verhalten sind in den komplexen seelischen und gesellschaftlichen Bedingungen eines Menschen zu suchen. Es ist naiv, zu glauben, diese Problematik mit der Todesstrafe lösen zu können. Wir hoffen, dass dieser Beitrag verdeutlicht, dass die Todesstrafe nicht mit den universellen Menschenrechten und schon gar nicht mit unserem Grundgesetz vereinbar ist.
